SatirSpiegel im brettl-Format vom 18. Januar 2018

Wenn die neue Ausgabe relativ schnell nach der vorigen erfolgt, liegt dies in erster Linie an dem Fleiß der Satire produzierenden Politiker, vor allem bei den aktuellen Sondierungsgesprächen. Wenn die bereit waren, so viel Zeit und auch Sitzfleisch zu investieren, wollen wir auch nicht mit kritischem Draufblick und Witz geizen. Das Geschehen in Berlin haben wir als das Spektakel eines Amateurtheaters verstanden und in dem Beitrag

„Berliner Amateurtheater experimentiert – mit sich …und dem Publikum“

entsprechend kommentiert.

Die politische „Theater GmbH“ (bis zur nächsten Wahl eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung) hat sich auf ein Experiment eingelassen, das sie als Halbprofis für Polittheater – aber auch die Zuschauer – einer erheblichen Belastung aussetzt. In einer Folge von Inszenierungen hat sie über den Zeitraum von einigen Monaten die Abfolge von Szenen einer gebrauchten politischen Ehe auf die Bühne gebracht, die ihresgleichen in diesem unserem Lande sucht. Allein die Szenenabfolge, die wir hier zu skizzieren beabsichtigen, zeigt einerseits die Dramatik des Geschehens, andererseits aber auch die Normalität in der Abfolge eines dramatischen Vollzugs, wie wir ihn noch aus der Hochklassik – ob bei Shakespeare oder bei Goethe – aus der Schule und beim Ableisten unseres heutigen Theaterabonnements kennen, aber auch in der Banalität unseres alltäglichen Lebens immer wieder erfahren, ja sogar erleiden müssen.

1. Akt; 1. Aufzug: Aus aktueller Enttäuschung über nicht erfahrene Liebe erklärt ein Partner spontan das Aus einer Ehe, endgültig und unwiderruflich. Ob er oder möglicherweise auch sie droht, zurück zur Mutter zu gehen, muss in der Besetzungskommission unter dem Kriterium der Correctness je nach Geschlecht und Mehrheitsverhältnissen in dieser Kommission noch geklärt werden. In unserem Fall war es ein „er“, der Martin.

1. Akt, 2. Aufzug: Im unmittelbaren Anschluss an die Szene greift Martin’s Schwester Andrea ein und beschimpft die Ehefrau Angela und deren Familie und droht der ohnehin ungeliebten Schwieger-Sippe sogar Schläge an. In einem sich anschließenden Familientreffen wird die ehemalige Schwieger-Sippe zum Familienfeind erklärt und für Streiche freigegeben, die vorrangig den Jüngsten der Familie obliegen.

2. Akt: Die Beleidigten sehen in einer Mischung aus Neid und Eifersucht, wie sich die Verlassene, also Angela, zwei neuen Bewerbern an den Hals wirft. Einem frisch geföhnten jüngeren Mann, Christian, Typ Autoverkäufer, und einem Mann, dessen Name Czem alleine schon einen generationsübergreifendem Migrationshintergrund deutlich macht und der in der Tradition des Herkunftslandes seiner Eltern als Anstandswächterin seine Schwester Katrin mitbringt. Zwei Männer kann selbst Angela nicht bewältigen. Ihr gefährliches Image als schwarze Witwe schwindet. Bei Martin und Andrea beginnt die Schadenfreude überhand zu gewinnen.

3. Akt (Peripetie, bezeichnet die Wende in einem Drama aus meist 5 Akten): Bevor nun alles in Chaos einer Tragödie versinkt, tritt Zeus auf und ermahnt die Erdlinge, sich ihrer Verantwortung für die res publika (gebildete Leser erkennen hier den gewollten Sprung zwischen den Epochen und Kulturen) bewusst zu werden.

4. Akt: In einer Mischung aus vorsichtiger Annäherung und Rechtfertigungen gegenüber der eigenen zum Lager gewordenen Familie folgt ein Zwischenspiel auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschiedlichen Begründungen wie z.B. „Papa Zeus zwingt uns“, oder Erinnerungen daran, dass die bisherigen Ehen ja doch nicht so schlimm waren. Dazwischen kleine ablenkende Rüpeleien, wie die des kleinen Alexanders mit den großen Karos, die anderen müssten erst einmal das Buchstabieren lernen. Immerhin als konstruktiver Ausweg aus dieser Kritik – und so differenziert muss man das Ergebnispapier der Sondierungen lesen – wird der Bildungsetat aus Bundesmitteln erheblich erhöht. Manchmal muss man eben zwischen den Zeilen lesen und auch die Vorgeschichte kennen.

5. Akt, 1. Aufzug: Die Kontrahenten aus der gebrauchten politischen Ehe treffen sich und ziehen sich zu Verhandlungen hinter den Kulissen zurück. Auf der Bühne bleiben lediglich die Kommentatoren des vermuteten Geschehens zurück und bemühen sich, einem klassischen griechischen Chor gleich, eben genau dieses vermutete Geschehen zu kommentieren. Die politischen Akteure, die zwischendurch versuchen, auf der Bühne zu agieren oder Neuigkeiten aus der Kulisse durchzustecken, werden sichtbar zurückgehalten.

5. Akt, 2. Aufzug: Die Heldin und die Helden treten zu einem grandiosen Schlussbild vereint und die Wiederheirat verkündend auf die Bühne. Dort verharren sie jedoch bis heute auf den Schlussapplaus wartend. Genauso wie die Bayern auf die göttliche Eingabe warten, weil der Dienstmann Alois im Hofbräuhaus versumpft oder vermaßt ist.

Die kulturumfassenden Elemente des Theaterexperiments zeigen – und diesen Kommentar kann man schon vor dem Schlussapplaus vorweg nehmen – dass Theater und Realität auch über größere Zeitenwenden sich in der Wirklichkeit nicht stark unterscheiden. Was bleibt, sind die theatralischen Zuspitzungen auf der Bühne, die erfahrungsgemäß vor allem von Halbprofis besonders akzentuiert, vielleicht manchmal auch übertrieben gespielt werden. Schön, dass es hier dann doch klassische Vorgaben gibt, an die man sich halten kann. So werden Szenen unwiderruflich im Gedächtnis bleiben, wie Angela in Goethe’schem Duktus sich der Verführungskunst von Mephisto Alexander verwehrt. “Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet ins Amte gehen“ oder der grandiose Monolog von Martin, der übrigens diese rhetorische Form in einer Perfektion beherrscht, wie kaum ein anderer. „Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage…“. Welchen Schädel er dabei in der Hand hält, ist sowohl aus Correctness- als auch aus Datenschutzgründen nicht offen gelegt worden. Gerade dies ist der Grund dafür, dass die Spekulationen umso mehr ins Kraut schießen. Brettl-im-blog will sich daran dieses Mal nicht beteiligen, behält sich dieses aber vor. Zumal einige Indizien gewisse Vermutungen nahelegen. Aber wie gesagt, wir müssen auch anderen Satirikern noch einige Pointen übrig lassen.

 

 

Wenn bei Theaterwettbewerben immer auch ein Blick auf die Nebendarstellern geworfen wird, damit diese anscheinend nicht in den Hintergrund gedrängt werden, ist eine solche Rücksichtnahme im Falle des Nebendarstellers Alexander nicht angebracht. Dies liegt in seinem Versuch, sich seine Rolle vom kleinen Alexander den Großen umzuschreiben. Diesem Versuch widmen wir uns in dem Beitrag

„Wenn ein Zwerg andere Zwerge nennt“

und garnieren den geschrieben und gesprochenen Text wieder mit einer Karikatur von Klaus Stuttmann


Quelle: https://www.stuttmann-karikaturen.de/karikatur/6626

Brettl-im-blog fühlt sich gerade vor dem Hintergrund seiner kritischen Analyse doch immer verpflichtet, danach zu suchen, warum bestimmte Exemplare aus der Gattung Mensch, zu denen auch die Politiker gehören, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Diese Sichtweise, von den Konservativen häufig als zu blauäugig verteufelt, vor allem wenn es um die Verurteilung jugendlicher Straftäter geht, wollen wir trotz aller Kritik beibehalten, selbst in der Causa Dobrindt. Was veranlasst einen – selbst aus den Augen seiner Parteifreunde – Zwerg, andere als Zwerge zu beschimpfen. Die ersten Überlegungen der brettl-im-blog-Chefredaktion, hier ein wissenschaftlich psychologisches Gutachten in Auftrag zu geben, haben wir inzwischen fallengelassen. Und dies zugunsten eines eher „volkstümlichen Erklärungsansatzes“, den wir aus der Zeitschrift „Herz und Blatt – das 14tägige Magazin für schlichte Gemüter“ entnommen haben, die in Form einer biographischen Homestory, wenn man ganz Bayern als Home betrachtet, dargeboten wird. Mit ausdrücklicher Genehmigung des verantwortlichen Autors übernehmen wir den Text wortgetreu.

Der kleine Alexander hatte es nicht leicht in seiner bayrischen Heimat, in der der Ton unter den Eingeborenen doch etwas derber daher kommt als in anderen Ländern und Kulturen. So wurde er schon als Schüler von seinen Klassenkameraden ob seiner Hornbrille gehänselt auch wenn er noch keine Brille aufhatte und seine Lederhosen auch noch nicht großkariert waren. Alexander litt, aber biss die Zähne zusammen in dem Gefühl, es irgendwann all den anderen zeigen zu können. Dieses Gefühl gewann eine geradezu überwältigende Macht über ihn, als der Lehrer im Geschichtsunterricht über die heldenhaften Eroberungszüge von Alexander dem Großen erzählte. „Alexander der Große!“, was für eine Verheißung! Jetzt wusste er, warum das Schicksal ihm diesen Namen zutrug. Allein dieser Gedanken ließ ihn von den anderen abrücken und ihn vielleicht nicht äußerlich aber innerlich zu einem Außenseiter werden. Nach Auffassung des Boulevard Psychologen Müller-Einfalt hatte dies eine doch abweichende Entwicklung zur Folge, die man hätte früh erkennen können. Sein früher Eintritt in die Junge Union schon in der Phase der Pubertät, also in einem Stadium, in der man normalerweise dem Establishment trotzt, war schon ein untrügliches Zeichen für eine Kindeswohlgefährdung. Hier nicht eingegriffen zu haben, war eigentlich ein Versäumnis der Behörden, konkret des zuständigen Jugendamtes. Zum Glück gibt es in Bayern jedoch eine über Alles erhabene Institution, die CSU. Sie übernahm die ansonsten rechtlich vorgesehene Inobhutnahme und entwickelte für Alexander ein Therapieprogramm, das ihm irgendwie das Gefühl vermitteln sollte, ein Großer zu sein, oder wenigstens zu werden. So wurden ihm in der Jungen Union bald Vorstandspositionen zugesprochen, dann erhielt er in regionalen Parlamenten einen Sitz. Dort blieb er allerdings nicht sitzen, wie er sollte, sondern es zog ihn hinaus in die große politische Welt, die einem Alexander dem Großen natürlich offen zu stehen hatte. Man schickte ihn von seiner Heimat aus in den Bundestag und suggerierte ihm, er habe ein Mandat. Andere Gründe, warum er nach Berlin sollte, wurden nicht genannt. Schließlich wollte man die Therapie zu einem Abschluss bringen, und ernannte ihn sogar zum Minister. Um ihm das Gefühl zu geben, dass er dort an der richtigen Stelle sei und er seine Unruhe, es nicht nur zum Größten, sondern zum Allergrößten bringen zu wollen, gestillt sei, ließ man ihn sogar ein Gesetz machen, allerdings zur Vorsicht nur ein ganz kleines, mit 4 Buchstaben: MAUT.

Diese Therapie scheint jedoch nicht ganz anzuschlagen. Statt in seinem Ministerbüro zu sitzen, seine Hornbrille zu putzen und zu überprüfen, ob ihm seine Karos inzwischen nicht zu klein sind, und sich von seinen Ministerialbeamten und vor allem auch Beamtinnen bewundern zu lassen, taucht er überall auf. Zunächst als Füllgesicht auf den Fotos der Vorsitzenden der Koalitionäre noch geduldet, tritt er nun neuerdings als Sprachrohr des Freistaates Bayern auf und belehrt seine Verhandlungspartner, sie sollten das ABC lernen.

Die in der CSU gerade noch – für wie lange noch – über ihm Stehenden sind nun ratlos, wie soll man mit solch einem resistenten Fall umgehen? Den Blick über den Atlantik, wo man es mit einem vergleichbaren, wenn auch gewichtigerem Fall zu tun hat, hat man inzwischen wieder eingestellt, und dies auf Anraten unseres Boulevard Psychologen, der befürchtet, dass ein Vergleich mit dem amerikanischen Präsidenten – auch unter einem negativen Aspekt – von Alexander nur als Bestätigung seiner eigenen Größe begriffen würde. Insofern rät er auch davon ab, die Auffälligkeiten, die typisch für Alexander D. sind, als Dobrindt Syndrom zu bezeichnen. Wenn nach Franz Josef Strauß, sicherlich das Vorbild für den größer werdenden Alexander, ein Flughafen benannt wurde, würde es Dobrindt schmeicheln, wenn wenigstens eine persönliche Auffälligkeit oder sogar eine Krankheit seinen Namen trüge. Aller Anfang ist schwer. Da bleibt uns nur übrig, die Küchenpsychologie unserer Quelle zu zitieren und mit der Quintessenz zu schließen, mit dem „Herz und Blatt – das 14tägige Magazin für schlichte Gemüter“, ihr Story als Kalenderspruch des Tages abschließt.

Ein Zwerg, der andere Zwerge nennt, wird dadurch auch nicht größer!

 

 

Damit andere wichtige Themen nicht ganz vergessen werden, wenden wir uns einer latenten Gefahr zu, die nicht nur allzu leicht in Vergessenheit gerät – dazu bedarf es keines Donald Trumps. Wir erinnern vor allem an die Feinstaubbelastung und durch die Verlockung, selbst daraus noch Kapital zu schlagen durch die anscheinend motivierende Aussicht

„Aufatmen trotz Feinstaub“.

 

Aufatmen am Stuttgarter Neckar Tor. Am Stuttgarter Neckar Tor und an vergleichbaren Punkten in anderen Städten kann man wieder aufatmen – im übertragenen Sinne. Einmal, weil es Orte auf dieser Welt wie Onitsah (Nigeria) Pershawar (Pakistan) oder Zabol (Iran) gibt, wo die Belastung mindestens 10 mal höher ist. Außerdem gibt es für die empfindlichen Deutschen bald noch einen zusätzlichen schönheitspflegenden Schutz. Die Kosmetikindustrie bemüht sich um die Entwicklung von Pflegemittel, mit Hilfe derer man wenigstens äußerlich nicht mehr feststellen kann, dass Sie krank sind. Es geht hierbei um einen „Anti-Pollution-Defensor“, der verhindert, dass Ihre Haut vorzeitig alt aussieht. Unser Werbe Doktor Klenk von einer anderen Pflege-Marke, könnte auch hier nur bestätigen „in der Tat!“ Also, tun sie sich einen solchen Anti-Pollution-Defensor drauf. Zur Not können Sie diesen Begriff sich für den Einkauf auf einen Zettel schreiben. Benutzen Sie ihn vor allem in der Silvester Nacht, wo der Feinstaub besonders fröhlich weht. Für Marketingexperten schließlich noch ein geheimer Rat: eröffnen Sie doch in der Nähe solcher extremer Stadtteile eine entsprechend gut sortierte Drogerie oder in besser situierten Gegenden ein Kosmetiksalon.

Da sieht man es wieder selbst mit Dreck, kann man Geld machen. Allein brettl-im-blog bleibt sauber, weil es Kosten aber nicht Humor frei ist.

Ein Kommentar

  1. Danke für den kostenfreien Eintritt im Theater „zum Komödienstadel“.
    Die Versuche des Türstehers Andreas wenigstens hier eine Maut zu erwirtschaften, zeigen die Verbissenheit mancher Theatermitarbeiter ihre Daseinsberechtigung nachzuweisen. Schließlich möchte Andreas zu veralteten Diäten- Bedindungen das Rentenalter erreichen. Auch ein Sozialplan über die Vorstandsetage bei der Deutschen Bundesbahn wäre für ihn denkbar, Als Zwischenlösung wäre eine Beratertätigkeit bei Fielmann oder einem Stoffhersteller für Karodesign denkbar. Da wäre allerdings statt großem Karo das kleinkarierte Pepita seiner Denkstruktur angemessener. Da wendet sich der Gast, nein Wähler mit Grausen…..

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