Jahresansprache unseres Chefautors und Herausgeber
Liebe Freundinnen und Freunde von brettl-im-blog und auch alle anderen, die sich sonst benachteiligt fühlen, mit Ausnahme unserer Feinde.
Die Ansprache unseres Chefautors zur Jahresendzeit mit all den dort üblicherweise wach werdenden Figuren, ob mit oder ohne Flügel, ist ja inzwischen schon Tradition geworden. Das bedeutet jedoch nicht, dass Tradition immer im gleichen Gewande erscheinen muss. Auch Traditionen unterliegen modischen Ausgestaltungen.
Wir machen nun den einmaligen Versuch, einerseits Tradition im Sinne von Wiederkehrendem und andererseits Neuem im Sinne von Veränderung miteinander in Verbindung zu bringen. Gleichzeitig bemühen wir uns, die Prinzipien der schlanken Produktion, die uns schon angesichts der immer wieder eingeredeten wirtschaftlich angespannten Lage angebracht erscheint, auch auf die Rituale, der Weihnachtsbotschaften anzuwenden und führen die Ansprachen aus dem Präsidialamt zu Weihnachten und dem Kanzleramt zum Neujahr zusammen. Und eine wirkliche Revolution besteht darin, dass wir jedem einzelnen/ jeder einzelnen die Möglichkeit geben, die Botschaft individuell auf sich anzupassen, indem wir lediglich den Rahmen vorgeben, den jeder / jede für sich ausfüllen mag. (eine entsprechende Ansprachen-App ist gerade in der Entwicklung). Nur fotographisch-bildlich bleiben wir standhaft, weil wir darin die einzige Chance sehen, unseren Chefautor wenigstens einmal im Jahr visuell in Erinnerung zu bringen.
Dieser ist bei der Suche nach dem traditionellen Foto dabei auf eine geradezu sensationelle Entdeckung gestoßen, die sicherlich eines Tages als „Schäffnersches Paradoxon“ in die Geistesgeschichte eingehen wird. Wir zitieren ihn in seiner Überraschung direkt im O-Ton „Merkwürdig: Je älter, die Bilder von mir sind, desto jünger sehe darauf aus“.
Foto-Quelle: Familienalbum – einige Jahre nach der Pubertät
Nun zur Rede selbst:
Liebe Landsleutende
Das vergangene Jahr hat uns mit vielen Ereignissen in Verbindung gebracht.
Sowohl positive
…………………………..(1)
Als auch negative
………………………………..(2)
Dabei ist uns vor allem in Erinnerung, dass
……………………………(3)
Wichtig ist dabei vor allem, das wir
……………………………(4)
Für das nächste Jahr erwarten wir
……………………………(5)
Damit dies zu unser aller Wohlsein gereicht, wollen wir
……………………………(6)
Dabei kommt es nicht auf die da oben an, sondern auf die engagierten und hilfsbereiten Menschen in den verschiedensten Bereichen, in den Ehrenämtern und Berufen, wie z.B. in
……………………………(7)
Als Mitbürgende bitten wir Sie dafür folgendes
zu tun
……………………………(8)
und zu unterlassen
…………………………….(9)
und auf folgendes zu achten
……………………………(10)
Mein/e ……….und ich wünschen Ihnen ein
…………………………..(11) Weihnachtsfest
Und ein
……………………………(12) Jahr…..
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Anm. 1-12 Mehrfachnennungen sind nicht nur möglich, sondern auch erwünscht. Die Anzahl der Wünsche ist bis 10 gebührenfrei.
Wer bei seiner individuellen Ausgestaltung seiner Ansprache Schwierigkeiten hatte, erhält gerne unsere Orientierungshilfe, die zunächst einmal in einer allgemeinen Lagebeschreibung besteht.
Das geteilte Land
Aus der Geschichtsschreiberei von brettl-im-blog
Wer als Jugendlicher Latein lernen dürfen musste, so wie es dem Herausgeber von brettl-im-blog widerfuhr, konnte sich Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu den Auserw(qu)ählten zählten, die ihre Bildung durch den Gebrauch lateinischer Redewendungen vor sich hertragen konnte. Da andere dies jedoch bald nachahmten und z.B.“ stante pede“ zu einem alltagssprachlichen Begriff wurde, mit der man in der Kneipe ein schnelles Bier bestellte, obwohl es keine Studentenkneipe war, wurde auch dieses Privileg obsolet. Auch das große Latinum konnte man sich nicht an die Wand hängen, da war die Meisterurkunde eines Handwerkes doch dekorativer, oder wenigstens auffälliger.
Vielleicht kann man aber doch etwas von der Arroganz der Bildung in die neue Zeit retten. Brettl-im-blog versucht dies durch die Gründung einer hausinternen Geschichtsschreiberei, die sich an den von Caesar im 1. Jahrhundert n. Chr. verfassten Commentarii de bello Gallico orientiert. Wer erinnert sich nicht an die ersten Worte „Gallia est omnis divisa in partes tres“ und an die Übersetzung, die in jeder Hosentasche[1] während der Lateinklausur versteckt war „Gallien in seiner Gesamtheit ist in drei Teile aufgeteilt…“
Nachdem das Thema Gallien inzwischen historisch hinreichend durch die Geschichtsschreiber René Goscinny und Albert Uderzo wissenschaftlich erforscht und in „Asterix“ publiziert wurde, machen wir den mutigen Schritt und verlagern die damaligen Aussagen Caesars ein Stück weit nach Osten und beginnen unsere Gesichtsschreibung im Jahre 16 (n.M. = nach Merkels Geburt – als Kanzlerin). Mengenlehresozialisiert verzichten wir dabei auf eine genaue Zahl, auch aus Gründen einer offenen Mathematik, die als Alternative zu richtig nicht mehr falsch kennt, sondern nur noch anders. So heißt es nun bei uns verkürzt. „Germania est omnis divisa in partes“. Der Verzicht auf eine konkrete Ziffer, in wieviel Teile Deutschland geteilt ist, eröffnet den Spielraum für die Vielfalt der Interpretation, die die Humanwissenschaften allgemein und die Sozialwissenschaften im Besonderen hervorbringen.
Dass Deutschland in seiner neuesten Zeit, noch vor der Herrschaft von Merkel geteilt war, war sichtbar und auch spürbar. In den späteren Jahren noch eher spürbar. Die in die zwei Teile Ost und West. Dann zergliederten sich die Teile weiter aus und waren nicht mehr so leicht in einer Zweiteilung Ost-West auszudrücken. Arme Schüler! Das macht die Geschichtsklausur doch wieder etwas schwieriger. Differenzierte geographische Kenntnisse wären erforderlich, wie gesagt wären, wenn es nicht google gäbe. Während wir alle gebannt auf google map schauen und dies möglicherweise noch mit einer App mit ökosozioökonomischen Daten kreuzen, vollzieht sich eine neue Teilung. Und Teilung wird immer dann zu einem wichtigen Thema, wenn dadurch Ungleichheit und Benachteiligung entsteht.
Die Grenze verläuft nun unsichtbar, aber spürbar und potenziell äußerst gefährlich zwischen den Sittenwächtern und den Schlägertrupps
Die Sittenwächter sind diejenigen, die eigentlich gutmeinend darauf achten, dass sich Benachteiligung nicht in den Köpfen festmacht, indem man die entsprechenden Begriffe sprachlich glättet dann aber zu einer Begrifflichkeit führt, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, die z.B. statt verhaltensgestört, „verhaltensoriginell“ sagt oder statt „behindert“, „besonders“ sagen. Es sind die Gendersternchen-Konstrukteure. Es sind diejenigen, die sich als Controller verstehen, ob sich ja keiner benachteiligt fühlen kann. Es sind die Propagandisten einer neuen Kanzleisprache, die jeder juristischen Überprüfung standhält und Sprache zu einer Aneinanderreihung von gerichtsfesten Termini macht. Es sind diejenigen, die aus einer Erzählung einen Schriftsatz und aus einer Meinungsäußerung einen Bescheid machen. Es sind diejenigen, die Achtsamkeit predigen, aber belauern meinen. Es sind diejenigen, die uns Bürger zu Bürgende machen. Es sind diejenigen, die aus lauter Furcht, irgendwen zu benachteiligen, das Geschlecht aus der Sprache tilgen und es zu einem Partizip zu kastrieren. Es sind diejenigen, die Sprache ihres Klangs und ihrer Melodie berauben, Güter mit denen die deutsche Sprache ohnehin eher wenig gesegnet ist. Wir warten schon auf lyrische Versuche mit dem Gendersternchen.
Die Schläger brauchen sich um solch elitär gesponnene Feinheiten und den feinen Tisch-, Steh- und Gehsitten nicht zu kümmern. Sich nicht zu benehmen, gehört zur ihrer Strategie. Gegen eine Benachteiligung zu kämpfen, kommt ihnen nicht in den Sinn, es sei denn es ist ihre eigene. Da braucht es aber keinen Papa und keine Mama und auch keinen sozialpädagogischen Betreuungsersatz, da gibt es nur das Streben, nicht dazuzugehören zu den Verlierern und auch nicht zu den gefühlten Verlierern. Und das Mittel dazu ist Kampf und der Gegner ist derjenige, der einem die Gefahr der Benachteiligung zufügt, der einem in ihren – nicht aus ihren – Köpfen etwas wegnimmt. Wo nichts ist kann man auch nicht entfernen. Und Unterstützung bekommen sie dabei von Mitmenschen, die es sich verdient haben, Kameraden genannt zu werden. Feste Regeln braucht man nicht zu lernen. Da ist man flexibel, die bestimmt der Stärkere.
Und während oben in dem gesellschaftlichen Aussichtsturm die Sittenwächter mit Argwohn auf alles schauen, was ungerecht erscheinen mag, sägen die Schläger unten an den tragenden Säulen. Schläger können sicherlich auch kräftig sägen. Und wenn dann der Wachturm zusammenbricht und die Sittenwächter in die Tiefe stürzen, mögen sie schreien, „das ist aber gegen die Regeln, die wir gerade oben diskutiert haben!“. Das juckt aber die Täter nicht. Und die letzten Gedanken, der Hinscheidenden richten sich darauf, ob die Verursacher Tätende oder Tuende sind.
Die große Politik sollte uns jedoch nicht daran hindern, aufmerksam auf gesellschaftliche Phänomene zu schauen, die, wenn sie frühzeitig erkennt werden, uns davor bewahren, dass wir immense Anstrengungen unternehmen müssen, um Fehlentwicklungen wieder in den Griff zu bekommen. Deshalb empfehlen wir Ihnen die folgende Meldung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
[1] Eine typisch männliche Erinnerung, doch sozialisationstheoretisch als Schüler eines reinen Jungensgymnasiums entschuldbar. Wie es damals die Mädchen, die noch keine Hosen tragen durften, anstellten, wurde unter uns Jungens nur gerüchteweise geflüstert: unterm Rock!
Die Anzahl der H2Oliker nimmt dramatisch zu.
Brettl-im-blog wurde vertraulich ein Geheimpapier aus dem Gesundheitsministerium zugespielt, das eine äußerst besorgniserregende Entwicklung in unserem Lande aufzeigt. Selbst die Art und Weise, wie dieses Papier der Chefredaktion des beliebtesten, weil entlarvendstem deutschen SatirSpiegels übermittelt wurde, wirft fast schon den Schatten von Schlapphüten und anderen geheimdienstlichen Accessoires auf das Geschehen. Es wurde in einer Trinkflasche transportiert und überreicht, so wie wir sie (siehe Foto) aus dem alltäglichen Bild in Bahn, Bus, Büro, Konferenzraum und auch Hörsälen kennen.
Wenn dieses Papier bislang geheim gehalten wurde, so hat dies besondere Gründe, die vor allem in wirtschaftlichen Interessen liegen. Mächtige Lobbyisten, vor allem aus dem Umfeld der Wasserwerke hatten hier die Hände im Spiel und selbst wenn die Politiker und Politikerinnen sich die Hände in Unschuld waschen, bleibt die Frage offen, ob das dabei benutzte Wasser nicht Ausfluss eines Korruptionsvorganges ist.
So verändert sich das alltägliche Bild der aktiven Menschen, statt Aktentaschen tragen sie heute Trinkflaschen mit sich, die in ihrer Bedeutung durchaus das Handy überragen, die kann man ja inzwischen wasserdicht kaufen. Und wenn etwas überhandnimmt, kann man durchaus von einer Sucht sprechen.
Bevor wir eine solche behandeln können, müssen wir uns jedoch Klarheit darüber verschaffen, was die Menschen veranlasst, sich in eine solche Abhängigkeit von Wasser zu bringen. Gut, allgemein weiß man, dass man schneller verdurstet als verhungert. Muss man deshalb bei einer 30 minütigen Straßenbahnfahrt einen Wasservorrat von 1l mit sich schleppen. Na ja, öffentliche Verkehrsmittel sind nicht immer pünktlich. Muss man bei einem 1 stündigen Vortrag sich einen Flüssigkeitsvorrat zulegen. Der Redner wird irgendwann zu einem Ende finden und aufgrund seiner eigenen physischen Belastung wahrscheinlich vor Ihnen verdursten. Möglicherweise ist die mitgebrachte Wasserflasche ein Zeichen, dass man seine Neurose durchaus präventiv handelnd im Griff hat.
Sie könnte aber auch als Mittel zu einem Annäherungsversuch dienen, nach dem schon in die Jahrhunderte gekommen Motto „Nachbarin, Ihr Fläschchen“. Oder auch als Zeichen des Vertrauens, wenn Sie die Flasche einem anderen direkt zum Munde reichen ohne lästiges Trinkgefäß dazwischen.
Konsequenter und vor allem hygienisch weniger belastend wäre es dann allerdings, vor der Teilnahme an einer nächsten Sitzung, sich eine Infusion anlegen zu lassen.
Vielleicht bleibt die katholische Kirche als räumlicher Hort übrig, der Trinkwasser frei bleibt. Möglicherweise mindert der sichtbare Bestand an Weihwasser die Angst.
Wenn wir der großen Politik außerhalb deren Trinkpausen einen Rat geben können, wie mit der Sucht nach Wasser umzugehen ist, so zielt der darauf ab, die Entwicklung des Alkoholgenusses in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten zu studieren.
In den 60er uns 70er Jahren war der Alkoholgenuss eine öffentlich demonstrierte Selbstverständlichkeit. Alkohol gehörte dazu, war Zeichen physischer Leistungsfähigkeit, war ein Wettbewerb vor allem unter Männern, ein promillegestütztes Fingerhakeln, bis einer dann tatsächlich unter dem Tisch lag. Und wer es nicht auf eine solche Spitze unter dem Tisch treiben wollte, dem blieb Alkohol als legitimes Entspannungsmittel und als Ausdruck von Geselligkeit (auch während der Arbeitszeit).Er konnte als Zeichen der Nahbarkeit sogar auf dem Schreibtisch stehen bleiben und diente als Begrüßungsritual genauso wie der Händedruck. Irgendwann, so Ende der 70er begann er allmählich verpönt zu werden, ohne allerdings aus dem Leben der Menschen zu scheiden, er war lediglich aus der Öffentlichkeit verschwunden, versteckt in der Schreibtischschublade, und da passten kleine Flaschen besser hinein, die dann eben zur Kompensation gehaltvoller werden mussten.
Die deutsche Prohibition war also von den gleichen Symptomen begleitet wie die in den 20er in Amerika. Der Alkohol verschwand im Untergrund mit all den Begleiterscheinungen, die den Untergrund zu einem solchen machen.
Mit der Sucht nach Wasser stehen wir hinsichtlich der gesellschaftlichen Folgen noch am Anfang. Ziehen wir die Konsequenzen aus den politischen Rangeleien wie bei anderen Suchtmitteln. Und die führt zu der lautstarken Forderung:
Legalisieren Sie den Konsum von Wasser!
Es braucht ja nicht zu solchen Auswüchsen führen, wie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts und zu dem sehnsüchtigen Verlangen führen: Lass mich Dein Badewasser schlürfen.
Die letzte „Pointe“ veranlasst uns doch zu folgender Absichtserklärung – bzw. neudeutsch „letter of intent“: wir bemühen uns im nun beginnenden Jahr die Qualität unserer Beiträge wieder zu steigern.
Vorsätze und Wünsche für das kommende Jahr und die beginnenden neuen 20er Jahre
Mit unserem Vorsatz, weitgehend auf Kalauer zu verzichten, haben wir den ersten Schritt gemacht. Nun sollten Sie als Gegenleistung den Vorsatz fassen, brettl-im-blog auch weiterhin zu besuchen. Hoffen wir, dass es uns nicht ebenso geht, wie Boris Johnson aus der Sicht von Klaus Stuttmann:
Quelle: www.stuttmann-karikaturen.de/karikatur/7274
Damit uns nicht ähnliches passiert, sichern wir uns ab, indem wir Ihnen vorsichtshalber das gleiche wünschen wie Sie uns. Hoffentlich ist dies nichts Schlimmes!
Und noch ein letzter Hinweis, da unsere Satire gratis ist, entfällt für uns die Bon-Pflicht, denken wir wenigstens.