SatirSpiegel im brettl-Format vom 10. Dezember 2018
Jetzt ist es raus! Jetzt geht aber es los! Was machen wir denn jetzt?
Was herrscht seit Freitag, dem 7. Dezember 2018 nun in Deutschland vor, das Ausrufezeichen oder das Fragezeichen?
Gönnen wir uns, was die Medien in einem solchen Fall gerne tun, einen Rückblick und zwar in der Sprache, die bis zum Aschermittwoch die Republik immer mehr in den Griff bekommen wird.
Schon aus diesem Grund empfehlen wir, vor allem für diesen Beitrag, den Ton einzuschalten.
Brettl Bütten
Begrüßen Sie mit uns als Gast unseren nächsten Büttenredner Seine Tollität Lo Schä vom brettl-im-blog aus Hannover:
„Tusch“
Narhalla Marsch
Bevor Angela den Rücktritt bot
War die Welt noch voll im Lot
Dann stritten sich 3 Menschen gar
Wer ist denn nun der neue Star?
Die saarländisch Frau mit Bindestrich
Der lange Merz, der Friederich
Minister dann für Bauch und Zahn
Ich mein den Drängler, Jens den Spahn
Als erstes kam die Annegret
Der Friederich kam ziemlich spät
Der Armin sagte nicht mit mir
Die Uschi war schon vor der Tür
Der Jens der hat es längst gefordert
Und schon das Türschild neu geordert
Bewarben mit viel laut Getu
Den Vorsitz von der CDU
Wer von der CDU-Kultur
Garantiert Konservativismus pur
Mit einem Spritzer Soziales
Und auch etwas Liberales
Der Frauen lockt und auch den Herrn
Der Junge rockt und alt Gescherr
Und auch den Sozis unbeliebt
Als Gegner neuen Aufschwung gibt
Und auch die Rechten kleiner macht
Die plötzlich schrecklich aufgewacht
Trotz all der fortgeschrittnen Lenzen
Hetzt man sie durch Konferenzen
Um sich den Freunden anzupreisen
Ohne die Gegner anzu….(Schauen)
Man fragt, wem wird man eher trauen
S‘ Annegret, der Karrenbauer
Ist nicht gerad ein Gassenhauer
Solide und doch etwas Kramp(f)
Zogt sie politisch in den Kampf
Der Friederich der Merz
Lacht nur noch übern eigenen Scherz
Zieht der ganzen Polit-Blase
Deutlich seine lange Nase
Der junge Jens, der liebe Spahn
Fühlt anderen gern auf den Zahn
Nur seine eigenen prüft er kaum
hält seine Worte kaum im Zaum
wird die Kramp Karrenbauer zur Enkelin von Adenauer
wirft Minister Jens mit Namen Spahn
die CDU ganz aus der Bahn
Macht Friedrich mit dem e im Merz
Mit unserm Land ein Wirtschaftsscherz
Und nach all dem laut Trara
Das Ende ist nun wirklich da
S’Annegret ist knapp gewählt
Was aber für die Zukunft zählt
Der Streit sei endlich nun vorbei
Wann hört es auf das Zankgeschrei
Wann sind die Leichen weggeschafft
Wann erwacht die alte Kraft
Sonst singt`s Parteivolk Klagelieder
„Oh, hätten wir uns Angie wieder“
Erlauben Sie noch in nüchternem Tonfall einen ergänzenden Hinweis auf Christian Ehring von der Satire Sendung extra 3 des NDR– es soll ja auch Kollegen aus der satirischen Nachbarschaft geben, die gute Pointen liefern können – und ich zitiere aus der Sendung vom 30.11.2018 korrekt und wörtlich:
„Das Beste an den drei Kandidaten ist eigentlich, dass zwei von denen es nicht werden“
Nun, eine konnte nicht vermieden werden. Wir trösten uns jedoch mit karnevalistischem Frohsinn:
Mit Annegret so die Erfahrung
Kriegt die Satire frische Nahrung
Drum stimmt in diesem Frohsinn ein
Und klickt demnächst hier wieder rein
Während die ganze Welt mit kaum zu ertragender Spannung auf Deutschland und die Nachfolge von Angela Merkel an der Spitze der CDU blickt, geschieht im Hintergrund viel Unheil, das der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entgleiten droht.
Zum Glück lässt sich brettl-im-blog durch solche Ablenkungsmanöver nicht täuschen und deckt schonungslos auf.
Die Vereinfachung der Welt
Da die Welt immer komplizierte wird und dies sogar in der CDU, in der völlig ungewohnt plötzlich drei für den Parteivorsitz antreten, und das auch noch öffentlich, gibt es zunehmend Tendenzen zu einer Vereinfachung vor allem aus dem rechten Rand.
In Ergänzung zu der 31. Ausgabe von brettl-im-blog weisen wir darauf hin, dass sich die AfD nun doch von der Agentur für Erfolgsmarketing beraten lässt. Vielleicht lassen sich dafür die großzügigen Spenden an die AfD und Frau Weidel doch noch verwenden.
Der Auftrag beschränkt sich jedoch zunächst auf einen zentralen Wahlslogan. Die Agentur hat zur vollsten und identitären Zufriedenheit der AfD nun folgenden kreiert:
Einfalt statt Vielfalt:
Deutsche, wählt AfD
Brettl-im-Blog fordert den Einfaltspreis für Franz Josef Wagner
Zur Begründung
Sozialwissenschaftler haben schon vor einigen Jahrzehnten nach den Ursachen für das Entstehen und Wachsen des Faschismus geforscht. Eine der zentralen ist das Fehlen an Ambiguitätstoleranz, also die Weigerung, die Vielschichtigkeit und Vielfalt der Phänomene in dieser Welt zu ertragen. Leider gehören besonders die Deutschen dazu. Es sind diejenigen, die den schrecklichen Vereinfachern nachlaufen. Im Wissen darum, werden seit langer Zeit größere finanzielle Anstrengungen aus den öffentlichen Kassen unternommen, dieser Gefahr durch Maßnahmen zur politischen Bildung zu begegnen. Wer hofft, dass man sich dieses Geld sparen könnte, weil dies nicht mehr nötig ist, dem muss man entgegenhalten, solange es noch Blätter gibt, die solche Vereinfacher wie Franz Josef Wagner in einer regelmäßigen Kolumne zu Wort kommen lassen, muss enttäuscht werden. Nur ein einzelnes Beispiel zum Beleg (mehr Josef Wagner wollen wir der Jury und der Öffentlichkeit nicht zumuten):
Lesen Sie am besten in der schriftlichen Fassung selbst.
Und Sie werden feststellen
Wie eindrucksvoll Wagner die Einsicht in die dringende Notwendigkeit der politischen Bildung fördert. In diesem Sinne sagt brettl-im-blog im Namen aller, die in der politischen Bildungsarbeit, ob mit Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten und Angst um ihren Job haben.
Danke BILD!
Die Komplexität unserer Welt, veranlasst uns trotz aller Störversuche durch die leidigen Vereinfacher immer wieder nachzufragen, ob wir noch alles richtig machen. Nun hat es zu aller Überraschung selbst die Bankenwelt erfasst:
Haben wir noch das richtige Ausbildungskonzept für Bankkaufleute?
Bis diese Frage geklärt und die Ausbildung auf den neuesten Stand gebracht ist, überbrücken wir gegebenenfalls Defizite mit unserem Umschulungsprogramm
Vom Bankkaufmann zum Geldwäscher
Wie nötig dies ist, zeigt wieder einmal auf unwiderlegbare Weise Klaus Stuttmann:
Quelle: www.stuttmann-karrikaturen.de
Selbst in unserem Alltagsleben können wir uns nicht mehr an bewährten Vorurteilen orientieren, wie sie uns über eine lange Zeit in der Unterscheidung hier die Lebenswelt der Fleischfresser und dort die der Vegetarier, zur Verfügung standen. Dazu die Nachricht:
Neues aus der Wissenschaft
Die Brettl-im-Blog-Forschung hat festgestellt, dass das ökologische Bewusstsein in der Bevölkerung vor allem auch bei den Nicht-Vegetariern zugenommen hat. Vor allem die Artenvielfalt soll verteidigt werden. Einer repressiven Umfrage zu Folge ist die weit überwiegende Mehrheit der Auffassung, dass Rehrücken, Rindergulasch und Gänsekeulen auch für die Zukunft nachhaltig gesichert werden sollen.
Reimtechnisch hervorragend, die Pointen punktgenau, einfach ein Genuss. Leider ist die Satire nicht überzeichnet, sondern wird in der Realität noch durch manche Absurditäten übertroffen. Deshalb gelingt mir das befreite Lachen nur unvollkommen. Vielen Dank für diesen Beitrag.