SatirSpiegel im brettl-Format vom 11. März 2019

Der Karneval ist zu Ende, die Satire bleibt jedoch im Dauerdienst.

Mit oder ohne Filter?

Wer meint, diese Frage wäre angesichts der allgemeinen Ächtung der Zigaretten hinfällig, irrt. Selbst die Satire scheint neuerdings von dieser Frage betroffen. Es geht um den Upload Filter, eine Software, die zum Schutze der Urheberrechte Medien und Dateien beim Hochladen prüft und gegebenenfalls abweist.

Diese Maßnahme, ist gegen die User von Plattformen gerichtet ist, die schlicht und einfach klauen und zwar Ideen, die andere kreiert haben. Von den Usern und darüber hinaus vor allem von der jüngeren mit den digitalen Medien aufgewachsenen Generation wird dies als eine Beschränkung der Meinungsfreiheit oder gar als Zensur abgelehnt. Ein neuer Generationenkonflikt Jung gegen Alt und zu einem gewissen Umfang auch zwischen Christdemokraten und Sozialdemokraten oder konkreter zwischen Merkel und Barley, der zuständigen Ministerin, scheint auszubrechen.

Von den Künstlern sind vor allem Satiriker gegenüber technischen Filtern skeptisch. Sie befürchten, dass z.B. Parodien herausgefiltert werden, weil eben Filter mit ihren Algorithmen kaum zwischen Ernst und Scherz unterscheiden können. Auf der anderen Seite sollten gerade Kunstschaffende für einen Urheberschutz eintreten, der als solcher nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch wirkt. Möglicherweise könnten solche Filter auch als Schutzmaßnahmen gegen wissenschaftliche Plagiate wirken.

Um in solch einem Dilemma eine eigene Position finden, hat brettl-im-blog seine Leser und Hörer befragt, auch die potenziellen. Dies hat zu einem Ergebnis geführt, das durch folgende repräsentative Lesermeinungen zum Ausdruck kommt.

Lesermeinungen

Der Geistes Hüter e.V. eine Vereinigung von Professoren für Philosophie und für Literaturwissenschaft warnt nach Rücksprache mit einem Kreis renommierter Wirtschaftswissenschaftler: Ein Land, dessen „Wettbewerbsvorteil“ in der Leistung seiner Dichter und Denker liegt, muss die Produkte dieses Dichtens und Denkens schützen und fordert zu besonderer Wachsamkeit vor allem gegenüber den Chinesen auf.

Karl-Theodor zu Guttenberg findet es schade, dass es den Filter nicht schon damals gab, als er seine Dissertation zusammenbastelte. Ein solcher hätte ihn schon früher gewarnt, Plagiate zu kreieren oder dazu angeleitet, sich wenigstens geschickter anzustellen.

Der Verband der Kulturtechniken vermittelnden Lehrer e.V. stellt in Frage, ob der Schutz literarischen und musikalischen Schaffens überhaupt notwendig ist, wo das Alphabet doch ohnehin nur 26 Buchstaben und eine Tonleiter nur 12 Töne hat

Ein Professor für Literaturstatistik hält dagegen, dass die rechnerische Wahrscheinlichkeit theoretisch darstellbar wäre, dass z.B. Menschenaffen, denen Schreibmaschinen zur Verfügung gestellt würden, Goethes Faust durch ein zufälliges Hämmern auf die Tasten schreiben könnten. Praktisch wäre es aber nicht durchführbar, zumal es – nach seiner Nachfrage – nicht so viele Affen und auch nicht so viele Schreibmaschinen auf dieser Welt gebe.

Die Selbsthilfegruppe wegen Diebstahls Vorbestrafter Serientäter Gesellschaft mit beschränkter Haftung bezweifelt in einem offenen Brief, dass Menschen so dämlich sein könnten, Eigentum zu stehlen, das geistig ist.

Der Verband der Politikwissenschaftler mit Menschenverstand, stellt in seiner Stellungnahme fest, dass es nie wieder eine GroKo geben könnte, wenn man sich nicht gegenseitig Ideen klaut.

Donald Trump sieht das Problem aus einer völlig anderen Perspektive. Er droht bei Twitter sogar Strafzölle für Gedanken aus Europa an. Auch hier gilt Amerika first und außerdem ist sein Gedanke der Zölle auf Gedanken der größte Gedanke, den je ein amerikanischer Präsident seit Menschengedenken hatte.

Brettl-im-blog hat inzwischen eine eindeutige Position bezogen. Benutzt es geistiges Eigentum anderer als Vorlage für seine satirischen Beiträge, muss ein Herausfiltern der Vorlagen verboten sein. Klaut jemand die von uns vorgenommene satirische Überspitzung dieser Vorlagen, muss dies von vornherein verhindert werden.

Das Märchen vom Buntkäppchen und dem guten bösen Wolf

Zunächst eine Vorbemerkung zur historischen Einordnung des kleinen Stückes verwunschener Literatur

Niedersachsen und Schleswig-Holstein stehen bei der Zuwanderung inzwischen an erster Stelle – bei den Wölfen. Während der Umweltminister noch mit der Problematik hadert, dass die Wölfe im Verdacht stehen, einige Schafherden verkleinert zu haben und nicht richtig weiß, was er in dem Interessenkonflikt zwischen Bauern und Umweltschützern tun soll, handeln die Regierungsmitglieder, die nicht für die Abhilfe zuständig sind, sondern für die Interpretation dessen, was hier passiert,. Allen voran, die Ministerin für Soziales Gesundheit und Gleichstellung, der Minister für Wissenschaft und Kultur und der Kultusminister. Sie sind dabei dem Wolf zu einem modernen Marktauftritt zu verhelfen. Hierzu wurde eine Kommission eingerichtet, nach dem bayerischen Verständnis eine Gruppe mit gesundem Menschverstand, die nach Auswegen suchen soll. An erster Stelle der in Angriff genommenen Maßnahmen steht die Uminterpretation der diskriminierenden Unterstellungen in Märchen, wie z.B. bei Rotkäppchen oder der Wolf und die sieben Geißlein. Gerüchten zufolge soll folgende neue Rotkäppchen Fassung aus der Feder der brettl-im-blog Redaktion mit dem Titel „Buntkäppchen“ von vornherein keine Siegeschance haben.

Doch urteilen Sie selbst!

Ein Mädchen oder auch ein Junge, oder wer auch immer, geht mit seiner grünen Mütze auf dem Kopfe durch den finsteren Wald. Da begegnet ihm der Wolf. „Ei du guter Wolf“ sagte das Kind, dessen Eltern schon seit Jahren in einer Tierschutzinitiative engagiert sind. „Schön, dass du wieder da bist.“ „Warum hast Du denn keine Angst vor mir?“ fragte der Wolf, „weil ich für den Artenschutz bin“ antwortete das Kind zugewandt. Da antwortete der Wolf, „so du bist für den Artenschutz“, das ist ja gut, dass es von der Art Mensch noch so viele gibt und außerdem habe ich riesigen Hunger presste das Tier zwischen seinen gefletschten Zähnen hervor und verschlang das Grünkäppchen mit Haut, Haaren und Gesinnung.

Wenig später hüpfte ein Schwarzkäppchen durch den Wald und als es auf den Wolf traf, frohlockte es, „wie schön, dass der Schöpfer dich geschaffen hat“. „So, wie ich bin? fragte der Wolf, „ja so wie Du bist“, sagte das Schwarzkäppchen. „Das ist ja gut, ich bin hungrig“ stöhnte der Wolf auf und fraß das Schwarzkäppchen, obwohl es auch eine Schöpfung war.

Da kam das Rotkäppchen des Waldweges und als es sah, dass es dem Wolf anscheinend nicht so gut , mutmaßte er, dass der Wolf nicht genug Geld hatte, um sich etwas zu essen zu leisten, versprach er ihm, genauso wie den Menschen ein Grundgehalt. Der Wolf aber höhnte, soll ich auf den ersten des Monats warten bis das Geld da ist, ich habe jetzt Hunger und fraß das Rotkäppchen mit all seinen Versprechungen auf und das weit vor dem Ersten.

Da kam das Gelb-Blaukäppchen und als es auf den Wolf traf und dieser ihn fragte, ob er ihm nicht etwas zu essen geben könnte, sagte das zweifarbige Käppchen, dass der Markt doch alles regeln würde. Der Wolf war erstaunt, dass ihn das Käppchen mit“ Markt“ ansprach. Aber da er dann wohl alles regeln sollte, wählte er seinen ihm typischen Weg und fraß es.

Als dann das dunkel-rot-Käppchen auf den Wolf traf, appellierte es an die internationale, Säugetier-übergreifende Solidarität. Der Wolf reagierte erstaunt. Dass die Solidarität auch unter unterschiedlichen Säugetieren gilt war ihm neu. Er zitierte die bisherige Fassung der internationalen Solidarität, die nicht zuletzt darin besteht, dass die Reichen zugunsten der Armen Opfer bringen, und verwies darauf, dass er gerade erst aus Polen zugewandert sei und ihm dadurch das Recht des Ärmeren zugestehen würde und fraß den Träger des dunkelroten Käppchen mitsamt diesem.

Da kam ein Wesen durch den Wald, das ein braunes Käppchen trug, das er aber durch ein dunkles Blau zu tarnen versuchte. Der Wolf sah jedoch das dunkle Braun durch das Blau hindurch und als er ansetzte es aufzufressen, stieg ihm ein moderiger Geruch in die Nase und er maulte mit seiner Wolfschnauze vor sich hin. „Da ist ja das schon ganz lange Haltbarkeitsdatum abgelaufen“ Und ließ von ihm ab.

Und so gibt es im finsteren Walde nur noch Wölfe und Braunmützen, die heulend durch die Gegend streifen, zunächst nur nachts und im Dickicht verborgen nun aber schon tagsüber und auf Lichtungen. Und der Umweltminister, der bisher davon ausging, dass das ganze Unheil von einem einzigen Problemwolf ausging, muss nun eine ganze Horde von unheimlichen Wesen im Blick behalten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, müssen wir weiterhin auf der Hut sein, besonders vor den einen. Also, nun schlaft gut, aber nicht zu lange

Kramp warnt Karrenbauer

Seriöse Zeitung versagt sich eine fetzige Schlagzeile.

In Ihrem Bericht über die bevorstehende Bedrohung der Karnevalsumzüge durch ein Sturmtief verweist die FAS in ihrer Wochenendausgabe vor dem Rosenmontag auf die Warnung des Vorsitzenden vom Kölner Festkomitee Michael Kramp. Seiner Meinung nach können die Sturmböen die Aufbauten von Tribünen und Umzugswagen verwehen und damit auch die Jecken gefährden.

Üblicherweise gefährden Wehen erst ein dreiviertel Jahr später die Freude der Narren, so eine mögliche Ergänzung.

Und damit sind wir auf dem Niveau der Karnevalwitzeleien der neuen CDU-Chefin angekommen. Und was noch schlimmer wäre, auf dem Niveau der Kritik an den Auftritten von AKK. Doch ganz einerlei: am Aschermittwoch ist alles vorbei! Oder hat uns Annegret doch recht: „Die Leit‘ vergesst‘ nit“?

Schließlich greifen wir auf unsere Art und Weise eine Idee auf, die eines unserer wichtigsten gesellschaftlichen Felder betrifft, das Gesundheitssystem. Wir plädieren in einer besonderen Form für

Diversity in Therapie und Pflege

Oder: Plädoyer für die Wiederbelebung des Allgemeinarztes

Foto Quelle: Zeitungsausschnitt anonym brettl-im-blog zugespielt und ungefiltert weitergegeben.

Ein Kommentar

  1. Das Märchen vom Buntkäppchen und dem guten bösen Wolf ist ganz große Klasse. Das habe ich mir schon zweimal angehört.

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