SatirSpiegel im brettl-Format vom 25. September 2017
Das vorläufig amtliche Wahlergebnis und seine satirischen Folgen.
Die Bundestagswahl hat ein Ergebnis gebracht, das reichlich satirischen Stoff liefern wird. Sowohl die Erzeuger von dem nun erwarteten satirischen Geschehen als auch die satirischen Kommentatoren werden in den zukünftigen Wochen und Monaten genug zu tun haben. Brettl-im-blog möchte vorab schon einen Tag nach der Wahl die Frage klären, die zunächst einmal nebensächlich und auch vordergründig erscheinen mag, aber doch einer Antwort bedarf.
„Warum haben die Menschen in Deutschland Angela Merkel lieber als Martin Schulz?“
Wie hieß es noch vor einigen Wochen: Die Merkel ist inzwischen zu langweilig geworden. Mutti wird nicht mehr gebraucht. Sie ist nicht mehr gefragt. Und nun Whow! Was ist passiert? Hat sie eine Frischzellenkur gemacht, sich von Udo Walz eine neue Frisur aufsetzen lassen, oder hat ihr Ivanka neue Taschen geschickt. Nein, auch die hochhackigen Schuhe der First Lady haben es ihr nicht angetan. Es gab ja auch kaum Hochwasser in Deutschland. Und gegen Schröders Gummistiefel damals in Dresden kommt man eh nicht so schnell an. Hat sie plötzlich raffinierte Kleider an, tief ausgeschnittene Blusen oder enge Hosen? Gut, das Ausgeschnittene ist für Bayreuth reserviert und den letzteren Gedanken erklären wir für unzulässig. Auch dem ländlichen Charme der Uckermark hat sie nicht abgeschworen. Nichts von all dem. Ganz einfach: sie hat das Ganze ausgesessen – deshalb wären engere Hosen ja auch unbequem geworden. Und als sie so aussaß, ist ihr die SPD entgegen gekommen und einen letztlich noch langweiligeren eigenen Kandidaten präsentiert. Martin Schulz, den Weltbürger, solange sich die Welt auf die alte beschränkt, der Hoffnungsträger, der internationales Parlieren in Straßburg und Brüssel beherrscht und zugleich die Sorgen und Nöte der kleinen Leute aus Würselen kennt. Er, der zunächst frenetisch gefeiert wurde, wird nur noch auf den ehrenamtlichen Bürgermeister einer Kleinstadt beschränkt, der den Jubilaren brav zum Geburtstag gratuliert. Was bleibt ist der matte Halbglanz einer Kleinstadt aus Nordrhein-Westfalen.
Er, der mit Triumph wie Phönix aus der Asche, aber in Wirklichkeit vom trickreichen Gabriel aus der Tasche gezaubert wurde, fiel sehr schnell in der Gunst der Bevölkerung. Auf einmal musste er sich mühsam abstrampeln und gegen jemanden angreifen, der einem Punchingbag glich. Ständig schlug er mit seinen „12 Unzen Gerechtigkeit“ auf seine Gegnerin ein. Immer und immer wieder. Und immer wieder mit den gleichen Argumenten. Da halfen ihm auch seine Fähigkeiten nicht, sich in mehreren Sprachen fließend unterhalten zu können. Ein angestrengtes Keuchen klingt in allen Sprachen gleich. Dass er dabei an Ausstrahlung verlor, ist kein Wunder. So wäre es auch einem Muhammad Ali ergangen, wenn er sein Tänzeln gegen eine wüste Prügelei hätte eintauschen müssen. Die Ausstrahlung büßt sich quasi von selber ein und sogar ein Punchingball gewinnt an Attraktivität.
Experten behaupten, sie hätten gewusst, dass die 100% der Zustimmung auf dem SPD Parteitag der Anfang vom Niedergang des Martin Schulz war. Grenzenlose Liebe zu zeigen, wird in der Politik wohl immer noch misstrauisch beäugt.
Liegt es also daran, dass Schulz von seiner Partei so unendlich geliebt oder als geliebt präsentiert wurde? Liebe zu zeigen wäre an sich schön, wenn es sich nicht um die SPD handeln würde. Die hat ihre erfolgreichen Politiker nie geliebt. Gilt hier also der Umkehrschluss, wen die SPD liebt, der findet keinen Erfolg bei den Wählern? Ich frage mich schon lange: Ist dies parteipolitischer Masochismus oder das Elend einer Weltanschauungspartei?
Da sollen sich andere einen Kopf machen. Wir stellen fest: die beste Satire schreibt die Realität selber – dies gilt auch für die Politik, vorausgesetzt wir rechnen sie zur Realität. Und die wird uns noch lange beschäftigen.
Bankenlyrik
Am Rande des Wahl-Getümmels hat sich völlig unbemerkt eine Sensation vollzogen, die zum Glück vom brettl-im-blog aufgedeckt werden konnte. Es handelt sich um eine Revolution in der Bankenwelt. Dort werden umgehend die Finanzer durch Lyriker ersetzt. Welche Auswirkungen dies hat, wird von uns in folgendem Beitrag dokumentiert und durch ein Tondokument unterstützt.
„Die deutschen Banken entlassen ihre Finanzer und stellen dafür Lyriker ein.“
Hatten die Banken vor einigen Jahren die Bankenkrise über die Assoziationskette Lehmann Brothers ./. Marx Brothers als eine lustige Gaunerkomödie erscheinen lassen, versuchen Sie es nun mit einer völlig neuen Aktion, die Bevölkerung zu beruhigen. Sie entlassen ihre Wirtschaftswissenschaftler und stellen dafür Germanisten ein. Also Lyriker statt Finanzer! Diese haben die primäre Aufgabe, den Kunden die Geschäfte der Banken schön zu reden. Wer die Werbung vor der Tagesschau nicht ausblendet, hat inzwischen schon den Slogan, der deutschesten aller Banken im Ohr: „Neuer Tag, neues Glück…“. Und dieser Spruch droht zum Ohrwurm zu entarten mit all den Schäden, die damit verbunden sind. Ein Tinnitus wäre noch das kleinste Übel
Durch diesen revolutionären Strategiewechsel haben sich zwangsläufig auch die Auswahlverfahren für ihre Führungskräfte verändert. Förderkreise, Assessment Center und das übliche devote Verhalten nach oben buckeln und nach unten treten, ist nicht mehr das probate Mittel für eine Karriere. An diese Stelle ist ein Lyrik-Wettbewerb getreten. Die Alternative, einen Sängerwettbewerb durchzuführen, wurde wegen der Gendergerechtigkeit wieder verworfen.
So wurde zum neuen Vorstandsvorsitzender der führenden deutschen Bank der Altphilologe Joseph Landmann gekürt. Er hat sich gegenüber allen Konkurrenten durch folgendes feine aber doch beeindruckende Poem durchgesetzt.
Neue Schulden, neues Glück
Für die Bank, zahl ich’s zurück
Kann ich’s nicht, ist das mein Pech
Omas Häuschen ist dann wech
Nachrichten aus der Klatschecke
Bei all dem Geschehen, das wir der großen Politik zurechnen, dürfen wir die Nachrichten aus der kleinen Politik bzw. aus der Klatschecke nicht vergessen, die, wenn man sie genauer betrachtet, doch von weltpolitischer Bedeutung sein könnten. Und dabei geht es um Gerhard Schröder:
Der Martin hat sich fürwahr abgearbeitet… ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass er anlässlich des Europa Wahlkampfes mit Doris Schröder…. in meiner damaligen Stammkneipe mitsamt Entourage auftauchte. Mir erschien hier aber Doris wesentlich bürgernäher, weil Sie sogleich mit mir ein Bier (0,2) am Tresen trank. Martin lag der Tresenwahlkampf nicht wirklich, aber vielleicht ist die niedersächsische Thresenkultur auch nicht so sein Ding… zu guter letzt auch noch eine Gute Nachricht… ich habe vor ein paar Wochen ebenfalls Gerhard Schröder auf dem Fahrrad in der Südstadt gesichtet. Er wollte zu einem seiner Lieblingsitaliener (für Eingeweihte „Francesca“)… es war leider geschlossen, die gute Nachricht hierbei… das jetzt wesentlich längere Haar steht ihm wirklich ausgezeichnet! Der Bericht beruht übrigens komplett auf erlebten Tatsachen…
Hallo Lothar,
vielen Dank für’s Brettel, ich habe noch nicht alles lesen können,…
doch was ich las
machte mir Spass
so kann das bleiben
ich mag`s gut leiden.
beste Grüsse Hartwig